Im Folgen werde ich beschreiben welches Verhalten ich beim Zendure SolarFlow festgestellt habe. In dem vorherigen Softwarereview habe ich ja bereits über die Verbindungsmöglichkeiten berichtet und wie begeistert ich von den offenen Schnittstellen des Herstellers bin. Meine Hoffnungen einen guten Solarspeicher gefunden, wurden leider durch die nun beschriebene schlecht Performance der Hardware erschüttert.
Testaufbau
Gerät: SolarFlow 800 Pro
Firmware: V1.0.7
Solarmodule: Alte Module 2x ca. 150W
Bei dem hier beschriebenen Testaufbau habe ich zwei alte Solarmodule an den Speicher angeschlossen, welche zusammen maximal 220 Watt erzeugten. Dies soll in etwa die Stromproduktion im Winter simulieren.
Zum Teste habe ich zwei Szenarien getestet. Einmal mit Netzstrom und einmal ohne. Bzw. bei zweiterem nur kein Netzstrom, wenn kein Solarstrom verfügbar ist aber dazu später mehr.
Erster Testaufbau mit Netzstrom
In diesem Testaufbau wollte ich zunächst nur sehen, wie der Speicher beim Laden performt. Die Einspeiseleistung ist derweil entweder ganz aus oder auf einen geringen Wert von 5 Watt einstellt. Das Ganze Setup lief so ca. für eine Woche. Aber seht selbst in den folgenden Grafen:
SOC im Vergleich zur Batteriespannung
Ladung von den Modulen und dem Netz
Kombinierte Ladung Pro Tag
Was ist zu erkennen?
Nun ja, was zu sehen ist, in den ersten Tagen ist das der Speicher tagsüber immer schön Lad und auch die Batteriespannung leicht steigt. Sobald die Ladung allerdings endet, sinkt die Batteriespannung schnell ab und auch mal unter einen Wert vom Vortag. Um dies zu kompensieren wir Strom aus dem Netz bezogen. Dies geschieht zumeist morgens, wenn auch die Ladung der Module wieder beginnt. Zusätzlich werden aber vom Netz für einige Minuten 800 Watt entnommen.
Nach 3 Tagen und dem „Sonnigen“ Tag und 1.22 kWh Ladung passiert das Laden vom Netz nicht mehr da die Batteriespannung nachts nicht weit genug absinkt. Ab hier Steigt die Prozentanzeige der Batterie Tag für Tag während allerdings die Spannung der Batterie über die Tage gleich bleibt oder absinkt. Den absurdesten Zustand erreicht das Ganze am Ende als SOC der Batterie auf 99% steht, die Batteriespannung allerdings gerade so bei 46V liegt und somit definitiv leer ist!
Aber schauen wir doch noch kurz was jetzt passiert:
SOC im Vergleich zur Batteriespannung
Ladung von den Modulen und dem Netz
Was ist zu erkennen?
Es scheint als ob der Speicher selber gemerkt hätte das hier etwas nicht stimmt und nachdem dann auch die Batteriespannung unter 42V gefallen ist, wird dies erkannt und er wird mit Netzstrom wieder aufgeladen. Der prozentuale Batteriestand wird dabei nun auch endlich zurückgesetzt und das Ganze würde jetzt wieder von vorne beginnen.
Fazit
Aus dem gesehen können wir zwei Fakten gut erkennen, zum einen ist der Standby-Strom verbrauch des Speichers relativ hoch und er schafft es mit der geringen Ladung nicht mal seinen eigenen Betrieb aufrecht zu halten, ohne zusätzlich Strom aus dem Netz zu beziehen… (Man sollte meine eine Solaranlage erzeugt Strom und verbraucht nicht noch mehr)
Des Weiteren ist zu erkennen, dass die prozentuale Batterieanzeige wohl nur anhand des geladenen und entladenen Stroms berechnet werden. Die Batteriespannung scheint hier völlig außer Acht gelassen werden. Erst, wenn diese einen kritischen Wert erreicht wird geprüft, ob etwas nicht stimmt. (Ich gebe zu SOC aufgrund von Spannung und Last/Ladung zu berechnen ist nicht trivial allerdings als Hersteller eines Solarspeichers sollte man dies schon erwarten, da hab ich das ja selber bereits an einem Tag mit KI-Hilfe besser implementiert…)
Wie auch immer denken wir das ganze etwas Weiter! Wenn der Speicher nachts zu viel Strom im Standby verbraucht, warum ihn dann nicht ganz abschalten, wenn er leer ist. Leider bietet der Speicher über keine der Schnittstellen eine Funktion dafür nur über das Lange drücken des Einschalters ist das komplette Ausschalten des Speichers möglich, oder wenn er keinen Netzstrom und Solarstrom erkennt. Letzteres lässt sich allerdings fix realisieren! Schwupps einen Smart-Plug vor die Netz-Stromzufuhr des Speichers gepackt ein Script geschrieben, welches diesen ausschaltet, sobald der Speicher leer ist (also immer) und siehe da der Speicher geht Nachts komplett aus. Geht der Speicher morgens wieder durch Solarstrom an Schaltet auch der Plug wieder ein. Hiermit befasst sich nun der zweite Versuchsaufbau.
Zweiter Testaufbau (Speicher Nachts ausschalten)
Wie am Ende des ersten Testaufbaus beschrieben, wird hier nun Beschreiben wie der Speicher performt, wenn er Nachts komplett ausgeschaltet wird, um weniger Strom zu verbrauchen.
Schauen wir uns die Grafen doch mal an:
SOC im Vergleich zur Batteriespannung
Ladung von den Modulen und dem Netz
Kombinierte Ladung Pro Tag
Was ist zu erkennen ?
Gut zu sehen ist wieder Speicher, jetzt Nachts komplett abschaltet und morgens mit der gleichen Batteriespannung wieder einschaltet. Unser Ziel im Standby weniger Strom zu verbrauchen, hat also funktioniert!
Was wir allerdings auch hier beobachten können, ist wie die SOC der Batterie immer weiter steigt währen die Batteriespannung immer weiter abfällt. Wirklich absurd wird das ganze allerdings am Ende der Aufzeichnung. Hier erreicht die Batterie 100% währen die Batteriespannung gerade so über 48V und somit nicht mal ansatzweise voll ist. Das Laden der Batterie wird zudem komplett eingestellt! Was hier leider nicht zu erkennen ist das dieser letzter Tag ein Sonniger war und die geringe Ladung über Solar nur dem geschuldet ist das der Speicher denkt er wäre voll und das Laden eingestellt hat… Leider kann die Modulspannung nicht ausgelesen werden, an dieser hätte man es gut erkannt. Wird allerdings ein Verbraucher angeschlossen oder ein Ausgangsstrom eingestellt wird wieder Solarstrom bezogen… Das ist doch absurd… eine maximale Ladeendspannung der Batterie ist nun wirklich nicht schwer zu implementieren.
Aber gut sei es drum. Nehmen wir mal an der Speicher ist voll. Wollen wir ihn doch mal entladen uns sehen was passiert. (Disclaimer: Einige Daten sind leider verloren gegangen beim Auslesen und die Einstellung der Ladung war am Anfang nicht ganz konsistent eingestellt, aber grundlegend ist es ja zu erkennen :D)
SOC im Vergleich zur Batteriespannung
Entladung des Speichers
Ladung von den Modulen und dem Netz
Was ist zu erkennen ?
Nun ja nach nur wenigen Minuten (ca. 20) ist der Speicher komplett leer gelutscht. Als dann die Batteriespannung wieder unter 42Volt sinkt, scheint auch der Speicher zu merken das hier irgendetwas nicht stimmt, beendet die Entladung und beginnt sich wieder mit Netzstrom zu Laden. SOC wird dabei wie im ersten Fall auch wieder zurückgesetzt.
An dieser Stelle habe ich das Experiment mal abgebrochen!
Abschließendes Fazit
Ujujujujujuhhh
Ähm ok. Wie in beiden Fällen beobachtet lässt sich sagen das SOC der Batterie völlig losgelöst von der Batteriespannung zu betrachten ist. SOC wir also nur anhand der Ladung und Entladung ermittelt. Was natürlich nach einigen Tagen, an denen der Speicher nicht komplett geladen wird, nur noch ein wahllos aus der Luft gegriffener Wert ist. Zudem wird vermutlich der doch relativ hohe Eigenverbrauch des Speichers nicht mit in SOC eingerechnet, was nicht gerade dazu beiträgt diesen Wert nahe an der Realität zu halten.
Alles in allem lässt sich sagen die Implementierung hier ist einfach schlampig! SOC muss an die Batteriespannung gekoppelt sein. Auch wenn es nur grob ist, wäre es schon viel besser als das, was wir hier sehen. Und nicht nur im Hinblick auf die Anzeige für den Benutzer, sondern auch um die Batterie nicht tiefenzuendladen!
Was sich mir jetzt allerdings erklärt ist, warum der Speicher sich zum Kalibrieren so oft mit Netzstrom voll lädt, es ist ja somit die einzige Möglichkeit auf einen genauen SOC der Batterie zu kommen…
Im Grunde könnte es fast schon besser sein, den Speicher im Winter von den Solarmodulen zu trennen und ihn komplett abzuschalten, um nicht mehr Strom zu verbrauchen als die Anlage erzeugt. Aber mal ehrlich, wer hat auf sowas schon Lust.
Es bleibt, als nur zu hoffen, dass diese Fehler noch durch ein Softwareupdate herstellerseitig behoben wird. Vielleicht ist es ja sogar möglich noch Komponenten abzuschalten, falls der Speicher leer ist. Ich meine der Mikrocontroller in der Kiste kann nicht dafür verantwortlich sein dass, das Gerät nachts so viel Strom verbrennt währen kein Strom abgegeben wird! Da ist doch sicher noch der Wechselrichter an…
Hoffen wir mal das Beste und warten auf kommende Softwareupdates die das Verhalten verbessern.
Letzte Worte
Echt schade, dass die Hardware/Software auf dem Gerät so schlecht ist. Ich hatte mich so gefreut ein Gerät gefunden zu haben, welches ohne Cloud selbständig Steuerbar ist. Aber mit dem hier beschriebenen verhalten Teils nicht zu benutzen.
Und ungelogen das Verhalten das bei „100%“ SOC und geringer Batteriespannung nicht mehr geladen ist, weil der Speicher voll ist, hat für mich echt den Vogel abgeschossen…










